Während
des Dreißigjährigen Krieges brannten 64 Wohnhäuser
ab !
Aus
der zur Zeit in Arbeit befindlichen Chronik wird folgender Artikel
veröffentlicht:
Feuer
in Pöhlde
Feuer
war zusammen mit Unwettern (Hagel), die die Ernte oder den Wald schädigen
konnten. und den regelmäßig im Frühjahr auftretenden Überschwemmungen der
Oder die größte natürliche Gefahr, die den Dorfbewohnern eigentlich dauernd
drohte, solange es ohne Feuer und offenes Licht in den Häusern und Ställen
nicht ging.
Der älteste erhaltene Bericht über einen Brand in Pöhlde betrifft den
königlichen, Wirtschaftshof (curtis) und die Pfalz Der
Geschichtsschreiber und Bischof von Merseburg, Thietmar (9,75-1018) schrieb als
Zeitzeuge über die kaiserliche, Politik und wichtige Ereignisse seiner Zeit.
Seine Chronik (verfaßt zwischen 1012 und 1018) erwähnt mehrere Brandereignisse
dieses Jahres: "Ein großer Teil der Kaiserpfalz Pöhlde, die 'Domkirche
in der Stadt Utrecht .... sowie des Grafen Dietrich Burg Eilenburg brannten
durch unglückliche Zufälle nieder." Ausdrücklich ist im Text nur vom
Wirtschaftshof (curtis) des Kaisers die Rede, nicht von Pfalz oder
Kloster:" Curtis pars maxima
imperialis in Palithi ... casu accidente combusta est.".
Die Pöhlder Annalen die um das Jahr 1182 vermutlich von einem Mönch namens
Theodorus verfaßt wurden erwähnen den Brand nicht, ebensowenig wie viele
ändere Ereignisse, die die Pfalz oder das Kloster betreffen. Entweder waren,
die Prämonstratenser in Pöhlde nicht allzusehr an Ereignissen im eigenen
Kloster interessiert, oder sie hielten sie nicht für wichtig genug. Im Jahre
1017 war das Kloster noch mit Mönchen des Benediktinerordens besetzt.
Vielleicht war der Brand auch längst vergessen, als die Pöhlder Annalen
geschrieben wurden. In diesen wird nur von einem Feuer im Kloster berichtet, das
1223 ausbrach: Jn diesem Jahr brannte die
Pöhlder Kirche ab am 23.,Mai, Dienstag nach dem Sonntage Cantate Domino ...
1240. In dieser Zeit wurde unsere. Kirche geweiht.
Der Chronist Johann Georg Leuckfeld
erwähnt in seiner 1707 unter dem Titel Antiquitates Poeldenses in Wolfenbüttel
erschienenen Klosterchronik über die Neuweihung des Klosters nach diesem Brand:
"Dreyhundert Jahr nach der Stiftung
dieses Closters nehmlich Anno 1240 ist dieses Stifft Poelde abermal von dem
damaligen Havelbergischen Bischoff ,Wilhelm eingeweihet ... Einige Uhrkunden
bezeigen ... dass das Closter durch einen Brand Schaden genommen und es von
neuem aufgeführet und folglich auch wieder eingeweihet werden müssen. "
Demnach war in der Zeit seit der ersten Klosterweihe
zumindest dort kein so schlimmes Feuer aufgetreten, dass Neubau und Neuweihe
erforderlich geworden wären.
Zedlers's
Universallexikon von 1741 erwähnt in seinem Artikel über Pöhlde auch nur den
ersten Brand: im Jahre 1017 brannte dieser königliche Pallast
mehrentheils ab."
In späterer Zeit waren Brände natürlich ebenso eine dauernde Gefahr wie noch
heute, wenn sich auch die Methoden der Löschtechnik verbesserten.
1644: Der große Brand
Während
des Dreißigjährigen Krieges brannten 1644 wohl durch Nachlässigkeit
einquartierter Truppen 64 Wohnhäuser ab. Aus dem frühen 18. Jahrhundert, von
1716, stammt eine Akte über Dienstleistungen, in, der erwähnt wird, dass die
"die Commune Pohle 100 Häuser starck" sei. Wenn man davon ausgeht,
dass sich in den vergangenen 80 Jahren die Bevölkerungszahl nicht allzusehr
vergrößert hatte, dann bedeutet dies, dass 1644 wohl fast zwei Drittel des
Dorfes abbrannte.
Schwedische
Truppen
Der
einzige Beleg für diesen Brand ist eine Eintragung des Pastors in das
Sterberegister der Gemeinde Pöhlde. Er bezieht sich auf den 15. April, Montag
nach Palmsonntag dieses Jahres 1644 (Decimo quinto Aprilis, qui erat dies Luna
post D(omi) nicam huius 1644 anni) Darin ist die Rede von einigen Schwadronen
schwedischer Reiter (nonnullis turmis erquitum svecorum) die sich im Dorf
Pöhlde aufgehalten hätten. (in pago Pölda comorantibue)
Durch die Unvorsichtigkeit eines Marketenders (Wirt- und Lebensmittelverkäufer
bei den Soldaten im Felde), von dem sie behaupteten, dass er Jude sei (ex
incuria cauponid militaris cuiusdam, quam Judaeum fuis- perhibent) erhob sich am
selben Mittag ein Feuer (ipso meri- die, incendium exortum est), welches im
Zeitraum von einer ,,Stunde 64 Häuser, Gärten und so weiter und außerdem
ungezählte Hofgebäude vernichtete und zerstörte. (sexaginta quatuor domos,
horteis aliisq. (ue) aedificiis non numeratis funditus absumsit et delevit.)
Todesfälle
scheint es demnach nicht gegeben zuhaben, sonst wären sie sicher erwähnt
worden.
Vermutlich notierte der Pastor dies später in Latein an dieser Stelle, weil die
Soldaten, wenn sie überhaupt lesen konnten, es so sicher nicht verstanden und
dort auch nicht gefunden hätten.
Ein
Bericht von Gunter Erhard (erschienen im HK am 15.11.01)
|